„Komplett nachhaltig? Schaff ich nicht“ – sagt Marten Laciny aka Marteria, doch der Rapper geht einen wichtigen und guten ersten Schritt. Marteria bringt fair produzierte Modekollektion aus recyceltem Ozeanplastik an den Start.
Musiker und Influencer machen nicht nur Merch, sie können auch in nachhaltige Mode. Das haben schon einige bewiesen, doch Rapper Marteria geht nun mit der Zeit und einen Schritt weiter: Er produziert mit seinem Label Green Berlin und der neugegründeten Kollektion Back2Green seine Kleidung nicht nur fair, sondern auch ausschließlich aus Bio Baumwolle und recyceltem Ozeanplastik. Außerdem legt Marteria nun als erster seine Produktionsbedingungen und den ganzen Weg seiner Kollektion, vom Ozean bis in den Kleiderschrank, in einer eigens produzierten Dokumentation auf YouTube der Öffentlichkeit dar.
Unter dem Motto „There’s only one Earth“ möchte der Rapper mit seiner Streetwear-Kollektion vor allem sein junges Publikum ansprechen. Die zunächst 17 Teile seiner limitierten Kollektion sind seit dem 21. Februar 2020 im Green Berlin Shop erhältlich.
There’s only one earth
Marteria ist in der Rap Szene schon lange als jemand bekannt, der sich, auch in seinen Texten, mehr mit Natur, dem Klima und Politik auseinandersetzt, als viele seiner Kollegen. Nach einem gesundheitlichen Vorfall im Frühjahr 2015 zog er sich zurück in seine Heimat an die Ostsee, verzichtet seither auf Alkohol und andere Drogen und lebt naturverbunden, hält Tiere, angelt. Er komme aus einer Familie von Fischern und sehe im Ozean mehr und mehr Plastik. Dies sei ein akutes Problem, bekräftigt er auch in der von ihm veröffentlichten Dokumentation. So kam er darauf, seine neue Kollektion nicht nur Fair und Bio, sondern auch aus Polyester herzustellen, welches zu 100% aus Ozeanplastik gewonnen wird.
Fischer aus Barcelona sammeln Ozeanplastik für die Produktion
Die Organisation „Sequal Initiative“ kooperiert mit den Fischern in Barcelona und sammelt Plastik aus dem Mittelmeer als Nebenprodukt der Fischerei. Die Produktionswege werden kurz gehalten, das Plastik wird noch in Barcelona zu Garn verarbeitet und nicht weit entfernt zu Stoff gewebt. Auch die Färbung der Stoffe, welche bei einem Großteil der weltweiten Textilproduktion noch ein großes Problem darstellt, geschieht mit umweltfreundlichen Methoden und biologisch abbaubaren Farbstoffen.
Im türkischen Antalya gewonnene und fair gehandelte Baumwolle wird wiederum in Istanbul zu Stoff und direkt weiter zu Kleidung verarbeitet. Bei der Produktion der Baumwollprodukte wurde sich bewusst gegen das klassische Fair-Trade-Siegel und für das GOTS-Siegel entschieden. Dieses gewährleistet neben fairen Arbeits- und Lohnverhältnissen auch Bio Qualität und Klimafreundlichkeit.
Kritische Frage: Lässt sich das Plastikproblem mit Kleidung aus Plastik lösen?
Die Krux offenbart sich schon in der Frage: Eine dauerhafte Lösung für das Problem mit dem Plastikmüll wird man mit neuer Kleidung aus Polyester kaum erreichen – auch nicht aus recyceltem Polyester. Hinzu kommen Mikroplastikfasern, die bei der Produktion des Recyclingstoffes freigesetzt werden.
Rapper Marteria und seinem Team scheint dieses Problem jedoch bewusst zu sein. „Komplett nachhaltig? Schaff ich nicht.“ Doch es sei ein erster Schritt. Als erster Schritt ist der eingeschlagene sicherlich ein guter. Neben der Tatsache, dass recyceltes Polyester immer noch allemal besser ist als konventionell produziertes, schließt sich Marteria mit GreenBerlin, seiner Kampagne und der damit verbundenen YouTube Dokumentation vielen seiner Promi-Kollegen an, auf das drängende Problem umfangreich aufmerksam zu machen.
Ein Novum: Mit YouTube Dokumentation legt Marteria Fakten auf den Tisch und bietet Transparenz für die Produktion seines Labels
„BACK2GREEN – Die Dokumentation zur nachhaltigen Kollektion“ heißt der 20-minütige YouTube Film, die am 21. Februar mit Erscheinen der Kollektion auf dem YouTube Kanal von GreenBerlin hochgeladen wurde. Die Doku ist weniger NDR Nordstory, als vielmehr eine jugendliche Produktion, die auf den ersten Blick erkennen lässt, dass sie das junge Publikum des Rappers erreichen möchte. Der neutrale Zuschauer mag hier etwas zu viel Rap wahrnehmen und eine gewisse Informationsdichte vermissen, jedoch tut die Dokumentation ihre Wirkung und ist von selten gesehener Transparenz. In den Kommentaren häufen sich befürwortende Stimmen aus der Fangemeinde des Rappers und auch die Breite des Publikums scheint gewiss, genießt doch der GreenBerlin Kanal mit über 360tsd. Abonnenten eine beträchtliche Reichweite für ein deutsches Modelabel.
„Wir sind GreenBerlin. Das ist unser erster Schritt.“
Marteria geht mit seinem Label einen sehr guten Schritt. Das Statement, es sei der erste, lässt darauf hoffen, dass weitere Kollektionen folgen werden und sich auch der verbliebenen Probleme weiter angenommen wird. Wir sollten also gespannt bleiben, wie es mit GreenBerlin weitergeht!